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Der Euro legt zu, der Yen stabilisiert sich, der Yuan gewinnt an Bedeutung im Zahlungsverkehr: Die großen Währungen reagieren unterschiedlich auf den Dollar-Verfall – und spiegeln dabei geopolitische Verschiebungen.
Der US-Dollar schwächelt aktuell. Das beeinflusst die globalen Devisenmärkte.
Der Euro profitiert von Kapitalzuflüssen, während der Yen und Yuan moderat anziehen.
Die EZB steht vor geldpolitischen Herausforderungen, während der Yuan an Bedeutung im Zahlungsverkehr gewinnt.
Die Schwäche des US-Dollars sendet Impulse über die globalen Devisenmärkte. Seit Wochen verliert die Leitwährung an Boden – getrieben von rückläufigen US-Konjunkturdaten, sinkenden Zinserwartungen und dem wachsenden Vertrauensverlust bei internationalen Investoren. Aktuell notiert der Dollar-Index auf dem tiefsten Stand seit knapp einem Jahr.
Die Reaktionen der wichtigsten Währungsräume lassen nicht lange auf sich warten: Der Euro profitiert von anhaltenden Kapitalzuflüssen in den Euroraum. Der Yen, lange durch die lockere Geldpolitik der Bank of Japan geschwächt, zieht moderat an. Und der Yuan, traditionell eng an den Dollar gekoppelt, bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen Konjunktursorgen und geopolitischen Interessen.
Wie reagieren die großen Notenbanken auf diese Dynamik? Welche Signale senden die Märkte – und was bedeutet der schwächelnde Dollar für die Kräfteverhältnisse im globalen Währungssystem? Eine Analyse von Business Insider zeigt, wie Euro, Yen und Yuan von der Verschiebung profitieren – und wo ihre strukturellen Grenzen liegen.
1. Euro profitiert vom schwächelnden US-Dollar
Inmitten der globalen Dollar-Schwäche rückt der Euro erneut in den Fokus internationaler Investoren. Mit einem Anteil von etwa 20 Prozent an den weltweiten Zentralbankreserven belegt die Währung stabil den zweiten Platz – weit vor allen anderen Herausforderern. Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit in den USA gilt der Euro derzeit als verlässlicher Hafen für Kapital, auch wenn er auf absehbare Zeit nicht an die Dominanz des Dollars heranreicht.
Während das Eurosystem an Glaubwürdigkeit gewinnt, bleibt die EZB geldpolitisch gefordert: Sinkende Inflationsraten und das fragile Wachstum im Euroraum erfordern eine abgestimmte Balance zwischen Zinssenkungssignalen und der Aufrechterhaltung von Marktvertrauen. Diese Erwartung zeigt sich in der Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar – ein Trend, der sich seit dem Frühjahr deutlich verstärkt hat.
Im Vergleich zu politisch gesteuerten Währungen profitieren Euro-Anlagen derzeit von der Kombination aus wirtschaftlicher Berechenbarkeit und institutioneller Stabilität. Für viele Zentralbanken ist die Gemeinschaftswährung deshalb eine willkommene Ergänzung zu ihren Reserveportfolios – gerade in Zeiten geopolitischer Verwerfungen und wachsender Spannungen zwischen den USA und China.
Doch die strukturellen Herausforderungen bleiben: Die wirtschaftliche Fragmentierung innerhalb der Euro-Zone, politische Unsicherheiten in einzelnen Mitgliedstaaten sowie die schwache Kapitalmarktunion verhindern bislang, dass der Euro eine echte globale Leitwährung wird.
2. Chinesischer Yuan gewinnt an Attraktivität
Der chinesische Yuan wird aktuell ebenfalls interessanter – zumindest theoretisch. Denn: Geopolitische Unsicherheiten, Inflationsängste und eine expansive US-Schuldenpolitik nähren das Interesse an einem Währungswandel. „Das Interesse an Alternativen wächst“, sagt Daniel McDowell. Der Politikprofessor für Finanzfragen an der Syracuse University sprach mit dem „Handelsblatt”.
Auch UBS-Ökonom Ning Zhang stellt im Gespräch mit dem Medium fest: „Wir sehen, dass andere Währungen zunehmend in Betracht gezogen werden.“ Doch selbst er bezweifelt, dass der „Status des Dollars als Supermacht in nächster Zeit verschwinden wird”.
Der Yuan spielt mit 2,5 Prozent nur eine untergeordnete Rolle in den weltweiten Zentralbankreserven – hinter dem US-Dollar (ca. 59 Prozent), dem Euro (ca. 20 Prozent), dem japanischen Yen (ca. 5 Prozent) und dem britischen Pfund (ca. 4,5 Prozent).
Allerdings wächst seine Bedeutung im internationalen Zahlungsverkehr. Wo 2010 noch 90 Prozent der chinesischen Auslandszahlungen in Dollar abgewickelt wurden, ist es inzwischen weniger als die Hälfte. Dieser Wandel spiegelt den wirtschaftlichen Aufstieg Chinas wider – und die politische Strategie, sich gegen externe Risiken abzusichern.
Seit Jahren verfolgt die chinesische Zentralbank das Ziel, den Yuan global zu etablieren. Die politische Zurückhaltung, Kapitalverkehrskontrollen und eine nicht frei konvertierbare Währung hemmen aber den Fortschritt. Selbst im Handelskonflikt mit den USA bleibt Peking vorsichtig. Zwar könnte eine Abwertung des Yuan kurzfristig Exporte stützen, doch „Peking hat ein starkes Interesse daran, den Yuan stabil zu halten“. Das erklärt Finanzwissenschaftler Johannes Petry von der Goethe-Universität Frankfurt dem „Handelsblatt”.
Der chinesische Yuan hat im Jahr 2025 gegenüber dem US-Dollar leicht an Wert gewonnen. Der Wechselkurs stieg von 0,1370 US-Dollar pro Yuan am 1. Januar 2025 auf aktuell 0,1388 US-Dollar (Stand: 22. Mai 2025), was einer Aufwertung von etwa 1,3 Prozent entspricht.
3. Japanischer Yen unter Druck
Auch in Japan wird der Wechselkurs des Yen zunehmend zum geopolitischen Spannungsfeld. Die US-Regierung unter Präsident Trump hatte in der Vergangenheit wiederholt gefordert, Tokio müsse für eine Aufwertung des Yen sorgen, um das US-Handelsdefizit abzubauen und amerikanische Unternehmen wettbewerbsfähiger zu machen.
Doch konkrete Aussagen zu Wechselkursniveaus vermeiden beide Seiten. „Wir sind uns einig, dass Wechselkurse vom Markt festgelegt werden sollten, sagte Katsunobu Kato auf einer Pressekonferenz. Der japanische Finanzminister verweigerte es aber, sich tiefergehend zu dem Thema zu äußern. Und: Auch das US-Finanzministerium betonte, dass es (öffentlich) keine Diskussion über konkrete Kursziele führen werde.
Gleichzeitig ist die japanische Regierung selbst unter Druck: Der schwache Yen verteuert Importe, treibt die Inflation und belastet die Binnenkonjunktur. Dennoch hat die Währung seit Jahresbeginn um rund neun Prozent zugelegt – eine Reaktion auf die wirtschaftspolitische Unsicherheit in den USA, die viele Investoren in traditionelle „sichere Häfen wie den Yen treibt.
Der kurzfristige Kursanstieg des Dollar auf 144,40 Yen nach der US-Erklärung wurde wieder abgebremst. Es ist ein Zeichen dafür, wie sensibel die Märkte auf Differenzen reagieren.
Und: Ein weiteres Thema bleibt unter der Oberfläche. Japans gewaltige Bestände an US-Staatsanleihen. Anfang Mai hatte Katsunobu Kato etwaige Spekulationen ausgelöst, als er diese als Verhandlungsmasse in den bilateralen Handelsgesprächen ins Spiel brachte. Zwar stellte er im Anschluss klar, dass seine Bemerkung nicht als Verkaufsabsicht zu verstehen sei – doch das Beispiel zeigt, wie eng Wechselkurs- und Schuldenpolitik inzwischen miteinander verflochten sind.
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